Die studierte Chemieingenieurin Yeny Rengstorf kam 2014 der Liebe wegen aus Indonesien nach Göttingen. Nach einem Deutsch- und Integrationskurs ging es dann wieder ins Ausland – ihr Mann arbeitete für das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Griechenland und Polen. Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter kehrten sie jedoch nach Göttingen zurück, wo es ihr schließlich gelang, ihre Ausbildung anerkennen zu lassen. Arbeit fand sie trotzdem nicht, da die Anerkennung nur für eine Ausbildung zur Chemielaborantin erfolgte, für einen Beruf also, in dem sie keine Praxiserfahrung vorweisen konnte.
Bei der GUF (Gesellschaft für Umschulung und Fortbildung) erhielt Yeny Rengstorf Unterstützung und die Empfehlung, in die Verwaltung umzuschulen, weil sie in Indonesien auch in diesem Bereich tätig war. Vor Umschulungsbeginn bemühte sie sich um ein Praktikum in der Landesaufnahmestelle in Friedland, deren Leiter sie motivierte, sich auf zwei ihm bekannte Stellenausschreibungen zu bewerben. Bei der ersten fehlten ihr zwar erneut die formalen Nachweise einer geeigneten Qualifikation, und sie erhielt eine Absage, für die zweite wurde sie jedoch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Nach ihren Erfahrungen in Deutschland betont Yeny Rengstorf, dass Frauen mit Migrationshintergrund eine Chance brauchen. „Unsere Stärken nutzen uns gar nichts, wenn wir das nicht zeigen können. Warum gibt es nach einem Vorstellungsgespräch nicht die Chance, einfach eine oder zwei Wochen auf Probe zu arbeiten und dann weiterzusehen?
Neben einer Verringerung der Bürokratie und einer schnelleren Anerkennung unserer Bildungsabschlüsse brauchen wir in erster Linie eine Chance!“ Yeny Rengstorfs Geschichte verdeutlicht, welchen Nutzen der hiesige Arbeitsmarkt erfahren könnte, wenn es gelänge, unkomplizierter die Aufmerksamkeit darauf zu richten, welcher Arbeit ein Mensch in seinem Heimatland konkret nachgegangen ist.